Töten für Toleranz?

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Die Kantone Graubünden und St. Gallen beantragen eine Abschussbewilligung für zwei Wölfe, um das Rudel am Calanda scheuer zu machen und um die Akzeptanz der Wölfe in der Bevölkerung zu fördern. Der renommierte Bündner Wolfsfotograf und Autor von mehreren Wolfsbüchern, Peter A. Dettling, befasst sich seit 2013 intensiv mit der Calanda-Wolfsfamilie und warnt vor Überreaktionen seitens der Behörden: "Solche Experimente am Calanda können das Gegenteil bewirken. Einerseits besteht die Gefahr, dass Konflikte verstärkt werden und andererseits könnten gerade die Nutztierrisse zunehmen. Ausserdem gefährden die Abschüsse die erste Wolfsfamilie der Schweiz in ihrer Existenz. Wölfe sind – das sollte man  nicht vergessen -  zudem gesetzlich geschützt.“

 

Normales Wolfsverhalten
Gemäss Dettlings Erfahrungen am Calanda zeigen die Wölfe normales Wolfsverhalten, weil die Wölfe bei direkten Begegnungen mit dem Menschen nie ihre natürliche Ängstlichkeit verloren haben. Im Gegenteil; sie versuchen Direktbegegnungen in der Regel zu meiden. Die ab und zu beobachtete Neugierde gegenüber menschlichen Aktivitäten sind normales Wolfsverhalten von in erster Linie Jungwölfen. Mit dem Erwachsenwerden kehrt die natürliche Scheu wieder zurück. Das wird seit vielen Jahren im Ausland beobachtet. Die angefragte Abschussbewilligung von Wölfen am Calanda sind nach Dettlings Ansicht ein fragwürdiges Experiment, weil:

 

* Studien belegen, dass die Bereitschaft mit dem Wolf zu leben, durch regelmässige Wolfabschüsse sinken kann.

 

* die Gefahr besteht, dass am Calanda die Familienstruktur der ersten Schweizer Wolfsfamilie existenziell zerstört werden kann.

 

*die erhofften Abschüsse sich negativ auf die gesetzlich geschützte gesamte Wolfspopulation der Schweiz auswirken können. Nur 4 von 16 bisher identifizierten Jungwölfen am Calanda waren Weibchen. Ein Abschuss könnte also junge Weibchen töten, bevor diese zum Aufbau einer lebensfähigen Wolfspopulation in der Schweiz beitragen können.

 

* die gewünschten Abschüsse unter Umständen Verhaltensauffälligkeiten nicht eliminieren sondern gar verstärken könnten. Zugleich könnte es zu vermehrten Nutztierrissen kommen.

 

Es gibt derzeit keinen guten Grund gibt, Wölfe am Calanda abzuschiessen. Laut Dettling fehlt eine wissenschaftlich fundierte Freilandforschung über das Wolfsverhalten. Ziel sollte vielmehr eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung sein. Das könne mehr zu einer friedlichen Koexistenz von Wölfen und Menschen beitragen, als Abschüsse von Jungwölfen.

 

Ausführliche Informationen zu den Calanda-Wölfen, den ganzen Bericht „Töten für Toleranz“, samt Quellenachweise unter.


Fotos von den Calandawölfen oder freilebenden Wölfen sind auf Anfrage erhältlich.

 

E-Mail Kontakt Peter Dettling: [email protected]

 

Junges Calanda Wolfsweibchen, welches bei der Aufzucht der Welpen im Jahr 2014 mithalf.

   

 

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Vergangene News:

Die Calanda Wölfe und das „Top Shots" Projekt   (Mar. 1, 2014)

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